Nachlese | Yassin Musharbash: "Im "Islamischen Staat" herrscht Mangel"

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Der "Zeit"-Redakteur Yassin Musharbash war am 15. April 2016 zu Gast in der VHS Osnabrück und hielt einen Vortrag zum Thema "Hinter der Propaganda - Wie sind die wahren Zustände im ,Islamischen Staat‘?" Musharbash beleuchtete verschiedene Aspekte des IS abseits von dessen Selbstdarstellung.




Militärisch steht der "Islamische Staat" (IS) zunehmend unter Druck. Hinzu kommen wirtschaftliche Probleme. Für Yassin Musharbash sind für die Zukunft insbesondere zwei Szenarien vorstellbar: "Entweder kollabiert der IS ökonomisch. Oder er versucht, die Menschen noch brutaler zu knechten." Der "Zeit"-Redakteur und Autor war zu Gast in der VHS Osnabrück. Der Titel seines Vortrags: "Hinter der Propaganda – Wie sind die wahren Zustände im ‚Islamischen Staat‘?"

Terroranschläge in Europa, das brutale Vorgehen im Irak und in Syrien: Dass die Berichterstattung über den IS auch hierzulande die Menschen bewegt, zeigte sich auch daran, dass zum Vortrag von Musharbash mehr als 200 Zuhörer in die VHS Osnabrück gekommen waren. Doch die Einschätzung der "theokratisch-faschistischen Diktatur" (Musharbash) wird eben zu nicht unerheblichen Teilen durch die Propagandabilder bestimmt, die der IS selbst verbreitet. Dabei verfestigt sich der Eindruck, dass der Terror stetig eskaliert – ein Bild, das der "Zeit"-Redakteur trotz allen Schreckens nicht ungeprüft übernehmen wollte.

Deshalb beleuchtete Musharbash verschiedene Aspekte des IS abseits von dessen Selbstdarstellung. Dazu gehörte etwa die Entstehung der Organisation, die zwar stark durch "al-Qaida" geprägt ist, aber auch wesentliche Unterschiede aufweist wie die Ausrufung des Kalifats oder die klandestine Führung. Aktuell verfüge der „Islamische Staat“ über rund 30.000 Kämpfer und beherrsche ein Gebiet, das von etwa vier Millionen Menschen bewohnt werde. Dem IS sei es hier gelungen, ein islamisches Rechtssystem unter dschihadistischen Vorzeichen zu etablieren.

Überschätzt würde aber die wirtschaftliche Stärke der Organisation, sagte der Referent. In der Vergangenheit seien die Einnahmen durch den Ölverkauf deutlich zu hoch angesetzt worden. "Im IS-Gebiet herrscht Mangel", fasste Musharbash zusammen. Das wiederum erfordere noch mehr Brutalität, um die Kontrolle über die Bevölkerung zu erhalten. Folge sei aber auch zunehmendes Misstrauen gegenüber den eigenen Kämpfern, so dass immer mehr von ihnen im Gefängnis landen würden. Von einer inneren Revolte ging der Redakteur allerdings nicht aus: Immer mehr Kämpfer, die aus dem Westen gekommen seien, seien zwar enttäuscht und wendeten sich ab. Die Mehrheit der Truppe komme aber nicht von hier.

Musharbash befasste sich auch mit den Terroranschlägen, hinter denen der IS steht. Der verbreite den Eindruck, dass er jederzeit die selbst ausgewählten Ziele treffen könne. Tatsächlich schlage er aber dort zu, wo er die Chance dazu habe, wie in Paris und Brüssel geschehen. Die Gefährdung für Deutschland hänge insofern davon ab, ob der „Islamische Staat“ Freiwillige einsickern lassen könne, die sich hier gut auskennen. Terroranschläge seien zudem eine Methode, um Muslime im Westen zu gewinnen. Die Überlegung der Hintermänner: Je unsicherer sich die Bevölkerung hier fühle, desto stärker würden Muslime ausgegrenzt. So stiegen die Chancen, dass im Westen mehr Muslime sich zum "Islamischen Staat" bekennen würden.

Information bei der VHS Osnabrück unter 0541 / 323-2243 oder im Internet unter www.vhs-os.de.


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