Nachlese: Runder Tisch der Religionen zum Thema radikale Minderheiten
Runder Tisch der Religionen trifft sich zur Frage: Wie gehen wir mit radikalen Minderheiten, z.B. Salafismus oder Christliche Mitte, um?
Die deutschlandweite Koran-Verteilungs-Aktion von Abu Nagi ist beendet. Welche Wirkung sie in Osnabrück gehabt hat, wissen wir nicht. Sicher ist nur, dass nach wie vor manche muslimische männliche Jugendliche, die sich heimatlos und diskriminiert fühlen, sich von den djihadistischen Salafiten angesprochen fühlen. Die Idee, in die Gesellschaft des 7. Jahrhunderts auf der saudiarabischen Halbinsel zurück zu tauchen und Demokratie, Menschenrechte und vor allem Religionsfreiheit – auch gewaltsam – heute abzulehnen, fasziniert sie. Schwierigkeiten haben sie freilich, gegen die eigenen muslimischen Brüder und Schwestern, die, weil sie sich an der Demokratie beteiligen, als Ungläubige (Kufir) gelten, mit Gewalt vorzugehen. Unsere muslimischen Gemeinden versuchen, solchen Jugendlichen ein Zuhause anzubieten.
Der "Runde Tisch der Religionen Osnabrück", der sich mit allen religiösen Fragen und Problemen in der Öffentlichkeit Osnabrücks befasst, unterstützt diese Bemühungen der muslimischen Gemeinden. Wir haben gemeinsam die o.g. "Erklärung" unterzeichnet. Wir werden auch gemeinsam weiterhin für ein friedliches Zusammenleben aller Religionen und Konfessionen in unserer Friedensstadt uns einsetzen. Deshalb organisierten wir eine öffentliche Veranstaltung zu Fragen der djihadistischen Sallafya, die Sie im Video auf der Startseite sehen und hören können.
Osnabrück, 9. Juli 2012
Prof. Dr. Reinhold Mokrosch
Sprecher des "Runden Tisches der Religionen Osnabrück"
Der sehr differenzierte Vortrag von Moussa Al-Hassan Diaw löste eine so lebhafte Debatte aus, dass der Beitrag von Pastor Günter Baum auf die nächste öffentliche Sitzung des Runden Tisches am 11. Oktober, wiederum in der VHS Osnabrück, verschoben werden musste. Der Termin wird noch öffentlich angekündigt.
Erklärung des "Runden Tisches der Religionen" in Osnabrück zur Koran-Verteilung der Salafisten
Religionsfreiheit ist ein hohes Gut. Ein Missbrauch der Religionsfreiheit zu terroristischen Zwecken bekämpft aber dieses Gut und möchte Religionsfreiheit abschaffen. Diejenigen Salafisten, die z. Zt. in 35 deutschen Städten und vermutlich auch in Osnabrück den Heiligen Koran kostenlos verteilen, berufen sich dabei auf Religionsfreiheit, wollen sie aber in Wahrheit abschaffen.
Demokratie und Moderne ist für sie unvereinbar mit dem Islam bzw. mit der Frühzeit des Islam im 7. Jahrhundert. Denn sie halten nur diese Frühzeit für wahren Islam. Sie wollen sie mit Gewalt wiederherstellen. Alle Muslime in Deutschland, so predigen sie, sollen, ja müssen für einen islamischen Gottesstaat eintreten, in dem Frauen entrechtet werden und Demokratie abgeschafft wird. Solche Missionierung sei Pflicht jedes Gläubigen.
Der "Runde Tisch der Religionen" in Osnabrück warnt nachdrücklich vor den Gefahren dieses neofundamentalistischen Salafismus. Wir lassen uns die Religionsfreiheit nicht nehmen und wehren uns gegen ihren Missbrauch. Deshalb kritisieren wir das hinter der Aktion stehende Ansinnen der Salafisten.
Osnabrück ist mit seiner universitären Aus- und Weiterbildung muslimischer Religionslehrer und Imame ein Vorbild für die Praxis eines aufgeklärten, friedlichen Islam. Deshalb hat unsere Stadt die Pflicht, für einen verantwortlichen, nicht pervertierten Gebrauch der Religionsfreiheit zu sorgen. Das Zusammenleben aller Religionen und Konfessionen in Osnabrück ist vorbildlich und lässt sich von keinem radikalen Salafismus gefährden.
Die Mitglieder des "Runden Tisches der Religionen":
- Pfr. Friedemann Pannen (Superintendent des ev. Sprengels Osnabrück)
- Pfr. Dr. Hermann Wieh (Stadtdechant der kath. Kirche)
- Pfr. Günter Baum (Vorsitzender des ACKOS)
- Michael Grünberg (Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Osnabrück)
- Imam Yusuf Kars (Ditib-Gemeinde Osnabrück)
- Imam Muhammed Arslan (Milli Göres Gemeinde Osnabrück)
- Aloys Lögering (AROS)
- Dr. Carl Heinrich Bösling (Direktor der Volkshochschule, Vertreter des Oberbürgermeisters)
- Prof. Dr. Reinhold Mokrosch (Religions for Peace, Sprecher des Runden Tisches)