Nachlese: Wahnsinn Amerika - Innenansichten einer Weltmacht

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Interessante Hintergrundinformationen zum Zustand der Vereinigten Staaten im Hinblick auf die anstehenden Präsidentschaftswahl vermittelte der USA-Experte und ARD-Korrespondent Klaus Scherer. In seinem Vortrag thematisierte er sowohl die immer stärker klaffende Schere zwischen Arm und Reich als auch die polarisierende Macht der Medien und brach eine Lanze für den amtierenden Präsidenten Barak Obama.




Die Mitte ist angewidert von dem Gemetzel - Klaus Scherer beleuchtete den US-Wahlkampf

Osnabrück. Der Wahlkampf in den USA zeigt, wie gespalten das Land ist. "Man hat den Eindruck, es könnte das Paradies erfunden werden, und die Leute würde sich trotzdem in zwei Lager teilen", sagte Klaus Scherer. Unter dem Titel "Wahnsinn Amerika" beleuchtete der ARD-Korrespondent in der VHS Osnabrück "Innenansichten einer Weltmacht 11 Jahre nach dem 11. September 2001". Allerdings: Der Referent zeigte sich optimistisch, dass der Wahlkampf auf den Zielgraden weniger polarisierend verläuft.

Möchte man die scheinbar widersprüchlichen Vereinigten Staaten verstehen, sollte man sich als Reporter nicht allein in Washington aufhalten, machte Scherer deutlich. In seinem Buch gibt es dann auch zahlreiche Eindrücke von seinen Reisen, die die Unterscheide in einem riesengroßen Land verdeutlichen. So gibt es auf der einen Seite unermesslichen Reichtum und auf der anderen Seite stellte sich Scherer mehrfach die Frage, in welchem Entwicklungsland er sich eigentlich befindet. Die "Fliehkräfte" der Gesellschaft zeigte Scherer auch für den Wahlkampf auf – und die lassen vordergründig nichts Gutes erahnen. "Die Auseinandersetzung spielt sich nur auf Schlagwortebene ab", diagnostizierte der Journalist. Die Republikaner hätten lange Zeit auf ein Programm verzichtet und lediglich darauf gesetzt, dass die Bilanz Barack Obamas und die Wirtschaftslage für einen Wahlsieg reichten. Hinzu käme ihre Rücksichtnahme auf die Positionen der populistischen Tea Party.

Dennoch kam Scherer zu dem Ergebnis, dass der Wahlkampf nun weniger aggressiv verlaufen wird: "Die Mitte ist angewidert von dem Gemetzel und dem Stillstand in Washington." Genau diese Wähler müssten die Kandidaten aber erreichen, um die Wahl zu gewinnen. Außerdem würde die Berichterstattung ein verzerrtes Bild ergeben: Die Kontroversen würden überwiegend in den Medien ausgetragen, die mit einer polarisierenden Haltung hohe Klickzahlen im Internet erreichen wollten. Oder in den Worten eines Gesprächspartners Scherers: "Vergessen Sie die Wutbürger. Wir sind das unpolitischste Volk der Welt."

In seinem Vortrag brach der Referent zudem eine Lanze für  den amtierenden US-Präsidenten, der unvereinbare Gegensätze überwinden müsse: "Die Regierung soll sich nicht einmischen, aber Obama soll zugleich die Wirtschaft retten. Wie soll das funktionieren", fragte Scherer, der auch die europäischen Medien kritisierte. Der Präsident stehe vor einem riesigen Problembündel. Aber immer wenn er einen Punkt bewältigt habe, drehe sich die Berichterstattung allein darum, wo er nun scheitern werde: "Mich ärgert es, wenn es in Leitartikeln heißt, Obama hat versagt." 

(Henning Müller-Detert)


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